Kennen Sie Doris Kruse? Wohl kaum, denn eigentlich ist sie ein Noname. Doris ist Mutter einer Tochter, hat über zehn Jahre in verschiedenen Jobs gearbeitet… und seit Neuestem ist sie geistig behindert. Zumindest sagt das die Agentur für Arbeit. Eigentlich ist die Geschichte jetzt vorbei, Doris ist doof und Doris ist nicht mehr in der Arbeitslosenstatistik. Soweit sogut.
Dummerweise kam die Geschichte aber der Redaktion von Monitor zu Ohren. Monitor recherchierte, machte einen hübschen TV-Beitrag und der Zuschauer rieb sich verwundert die Augen: Doris Kruse gab ein ganz normales Interview, sie wirkte nicht verrückt, die Nachbarn sprachen gut über sie und auch ihre Tochter schien irgendwie „normal“.
Vielleicht war die Agentur für Arbeit von Frau Kruse deshalb etwas irritiert, weil die gute Doris öffentlich bekannte, dass sie gerne Arbeiten wolle. Getreu dem Motto: Wer Arbeit kennt und sich nicht drückt, der ist verrückt.
Mein Fazit: Man glaubt es kaum, aber offenbar können die Arbeitsagenturen Menschen für Blöd erklären, sie in eine Behindertenwerkstatt abschieben und somit die Arbeitslosenstatistiken schönen. Die ethischen und sozialen Fragen bleiben dabei außen vor – wie so oft müssen Diener der Staatsmacht ja nicht für ihre Entscheidungen selber haften. Pfui!
Weiterführende Links:
- Behindert nach Aktenlage: Wie Langzeitarbeitslose aus der Statistik verschwinden
- Sendungsmanuskript als PDF, Diskussionsforum von Monitor
- Videobeitrag + Diskussionsrunde auf Youtube
Nachtrag bzw. weitere kopfschüttelnswerte Zustandsbeschreibungen, die nicht allzu weit vom Thema abschweifen:
Deutschland im Sommer 2009