Vergangenen Montag war es soweit, ich durfte mein neues Auto beim Händler abholen. Mein schöner blauer Golf IV, eine Rennmaschine mit TDI, wurde nach gut 6 Jahren des Dienstes bei mir (Alter: 10 Jahre) gegen einen silberfarbenen familienfreundlichen Skoda Octavia II Family Edition ersetzt.
Zugegeben, meine anfängliche Skepsis gegenüber Skoda ist bereits letztes Jahr weniger geworden, fährt doch meine liebe Frau seither einen Fabia.
Im Rahmen des Autokaufs musste ich mich zwangsläufig mit der (mir ungeliebten) Materie „Autokauf“ auseinandersetzen. Doch immerhin: ich habe mir in diesen Tagen drei A-Ha Erlebnisse erarbeitet, die ich meinen geneigten Lesern hier gerne weitergebe.
Die Energiewende scheitert an der Tankstelle
Lange Rede, kurzer Sinn: ich bin jetzt also Kombi, ohne Rennmaschine und dafür tanke ich auch noch den teureren Sprit. Was mich auch gleich zu meiner ersten Erkenntnis vom Autokauf bringt: die Energiewende scheitert bereits an der Tankstelle. Warum? Als ich meinen Händler fragte, ob ich denn das neue Auto (Baujahr 2012) auch mit dem E10 Saft betanken kann, erhielt ich eine arg verhaltene Antwort. „Wir tanken hier allesamt kein E10. Klar, der Wagen ist für E10 freigegeben, aber sie verbrauchen definitiv mehr Sprit damit – ist ja auch weniger Energie drin.“ Unterschwellig klang dabei auch durch, dass auch längst nicht klar ist, welche Langzeitwirkung E10 auf die Motoren hat – das sehen wir ja erst in 5-10 Jahren. So wird das nichts mit der Energiewende.
Rettet den Monat
Eine weiteres A-Ha Erlebnis brachte meine Frage zutage, wie es denn sein kann, dass mein neuer Wagen (~250km auf dem Tacho) nur wegen der Tageszulassung und ein paar Probefahrten rund 25% unter Listenpreis verkauft wurde. Die Antwort war so einleuchtend wie erschreckend: die Automobilhersteller schauen jeden Monat auf die Zulassungszahl ihrer Marke. Ist die Zahl nicht gut bzw. nicht gut genug im Vergleich zum Wettbewerb, werden die Händler aufgefordert, „den Monat zu retten“. Dann werden die Fahrzeuge völlig unter Preis rausgehauen – Hauptsache, der Händler lässt sie zu und treibt die Statistik in die Höhe. „Mancher Hersteller hat 50% seiner zugelassenen Fahrzeuge als Tageszulassung bei den Händlern auf dem Hof stehen. Kann sich jeder vorstellen, dass das nicht gut ist“, lies mein Händler verlauten. Kein Wunder, dass wir hier in Deutschland gelegentlich Abwrackprämien brauchen – bei diesem Geschäftsgebaren.
EU-Importwagen und die Frage, warum neue Autos rosten
Wo ich mit meinem Händler so entspannt über Preis und Wertverlust spreche, kamen wir auch auf das Thema EU-Importfahrzeuge. Ich hatte bei meinen Internetrecherchen einen Autohändler gefunden, der zig Leasingfahrzeuge zu sehr günstigen Konditionen verkaufte – allerdings allesamt Autos, die nicht für den deutschen Markt gedacht waren. Darauf angesprochen antwortete mein Händler: „Ja klar fahren hier auch EU-Fahrzeuge. Aber ich sage Ihnen, da geht’s nicht nur darum, dass die Bedienungsanleitung vom Radio in der falschen Sprache daherkommt. Im Ausland lassen die Hersteller gerne mal ein paar Features weg, z.B. ESP, dass gibt’s in Frankreich kaum. Oder die Lackierung, die ist in Südeuropa für deutlich weniger Regen ausgelegt. Da werden dann ein paar Schichten gespart, das macht sich im Preis natürlich bemerkbar.“
Soviel zu meinen Erkenntnissen rund um die Automobilindustrie. Bleibt mir nur noch zu hoffen, dass ich die nächsten 10 Jahre mit diesem Thema Ruhe habe.
Alles Gute zur neuen Familienkutsche!