Bilder aus dem Coronajahr 2020

Im Jahr 2020 kam das Coronavirus an. Da ich an anderer Stelle dazu schon ein paar Zeilen geblogt habe, will ich mich hier nicht wiederholen. Hier geht es stattdessen um Bilder.

Aus meiner privaten Bildersammlung habe ich 10 Fotos herausgegriffen, die zeigen, wie das Virus im Frühjahr und Sommer 2020 so nach und nach in einer ländlichen Region Deutschlands ankam (Mittelhessen). Die Bilder stammen allesamt von mir und sind CC0. Sie können ohne Nennung des Urhebers, sonstiger Angaben oder Einschränkungen weiter verwendet werden.

8. März 2020 – Kino

Filmposter: Die Känguru Chroniken

Am 11. März 2020 erklärte die WHO den weltweiten Pandemiefall, drei Tage zuvor war noch der Besuch im örtlichen Kino möglich.

15. März 2020 – die Predigt als Videostream

Schriftlicher Hinweis zur Videoandacht der Bischöfin

Bereits Mitte März – und damit immerhin schon 3 Tage vor der eindringlichen Ansprache der Bundeskanzlerin – hatte es die örtliche Dorfkirche vermocht, die regulären Gottesdienste abzusagen. Stattdessen wurde das Kirchengebäude zwar offen gehalten, ansonsten aber auf Videostreaming gesetzt.

Die zeitnahe und geradezu innovative Reaktion der Kirche ist insofern auch bemerkenswert, da Spötter zurecht hätten witzeln können, dass die Kirche wohl noch unreformierbarer ist als das deutsche Schulsystem. Mit dieser Reaktion jedoch deutete die Kirche an, dass sie erheblich schneller ist.

21. März 2020 – der Bolzplatz ist zu

Sperrung eines Bolzplatzes wegen Corona

So langsam fängt Corona an, ins persönliche Umfeld vorzudringen. War die Schließung der Bürgerhäuser ein paar Tage zuvor noch in der Kategorie „unbequemes Ärgernis“, wurde es nun deutlich konkreter. Immerhin war das ein Ort, an dem Kinder spielten und Menschen sich trafen. Die Sperrung wurde augenscheinlich respektiert. Und es war klar: jetzt wird’s verbindlich.

1. April 2020 – drucken statt kaufen

In meiner Firma steht seit Jahr und Tag ein 3D-Drucker herum. Er wird selten genutzt, ist aber voll funktionsfähig. Ende März 2020 kam die Makerszene Gießen in Bewegung. Offenbar wurden allerorten (d.h., bei den beiden Universitätskliniken und diversen Arztpraxen) Gesichtsvisiere benötigt, damit sich das medizinische Personal vor dem neuen Virus schützen können sollte. Entsprechende Schutzausrüstung war offenkundig nicht vorhanden – und bevor nun gar nichts passiert, wollten/sollten es die Freiwilligen richten. Die Aktion Face Shields für Gießen war geboren – und meine Firma war früh mit dabei.

5. April – Faceshields statt Skibrille

Die Maker organisierten sich damals über eine WhatsApp-Gruppe, in die jeder per Link eintreten konnte. So kam denn auch Hilferufe aus diversen Einrichtungen bei den Makern an – exemplarisch sei hier nur einer gezeigt.

Nach erfolgter Lieferung „bedankten“ sich auch einige Medizinmenschen mit Fotos der Faceshields in Aktion. Das motivierte. In der Zeit von Ende März bis Ende April wurden rund 2.800 Faceshields von der mittelhessischen Makerszene selbst erzeugt und verteilt. Das alles natürlich ohne Zulassung, ohne Prüfung oder sonst eine medizinische Expertise. Es war einfach schlicht nichts da – und die Anwender rissen uns im wörtlichen Sinne die Ware förmlich aus der Hand.

April 2020 – Lockdown

Talisman, ein Brettspiel aus den Tiefen der 1980’er Jahren, kam durch Corona wieder ans Licht

Im April 2020 war Lockdown (light) angesagt. Es galten relativ strenge Kontaktbeschränkungen, was in meiner Welt vor allen Dingen für die Kinder eine Belastung war. Da die Gefahr noch sehr diffus wirkte, gingen die allermeisten Leute in meinem Umfeld auf Nummer sicher – und so kam es, dass kaum Kinder miteinander spielten (Geschwister ja, Rest nein bzw. wenn dann nur zu zweit und draußen).

Das Ergebnis dieser Entwicklung war, dass relativ viele Brettspiele wieder auf den Tisch des Hauses kamen – mitunter auch sehr alte.

24. April 2020 – Homeoffice & Homeschooling

Homeoffice an sich war bei mir kein grundsätzlich unbekanntes Thema, es spielte aber doch eine untergeordnete Rolle. Das sollte sich nun schnell ändern. Durch die Schulschließungen im März mussten Eltern ja irgendwie die Kinder“betreuung“ sicherstellen, wobei sicherlich jedem klar ist, dass man schlecht Homeoffice und ernsthaftes Homeschooling zur selben Zeit machen kann. Wie dem auch sei: Homeoffice wurde wichtiger – und so kam es, dass der heimische Arbeitsplatz immer mehr zum Multimedia-Studio mutieren musste.

17. Juni 2020 – Abschlussfeier im Auto

Abi-Zeugnisverleihung im Autokino

Im Juni lockerten die Bundesländer zwar schon wieder die Corona-Beschränkungen, allerdings war in der Tagesschau immer wieder zu hören, wie Schulen oder Kindergärten komplett geschlossen werden mussten, weil eben Corona-Fälle aufgetreten waren.

Von daher war es nur konsequent, dass auch das örtliche Gymnasium darauf reagierte – und die Zeugnisverleihung an die Abiturienten kurzerhand ins Autokino verlegte. Ungewöhnliche Maßnahmen in ungewöhnlichen Zeiten.

04.07.2020 – „Bitte nur 1900 Leute auf einmal eintreten“

Bitte nur 1900 Leute auf einmal eintreten. Danke.

Der Einzelhandel sollte nach Ablauf der strengeren Lockdown-Maßnahmen ja auch einen Beitrag dazu leisten, die Infektionen einzudämmen. Ein Punkt dabei war, dass nur eine bestimmte Anzahl Leute einen Laden betreten sollten – in Abhängigkeit von dessen Fläche. Das führte zu Stilblüten wie dieser hier – frei nach dem Motto: „lieber Besucher, bitte achten Sie darauf, dass Sie nicht der 1901 sind.“ Offensichtliche Zählungen gab es an diesem Geschäft jedenfalls damals nicht.

Und dann?

Corona war den Sommer über zwar nicht weg, aber es hatte augenscheinlich nicht die höchste Priorität. Die Reiserückkehrer kamen jedenfalls recht unvermittelt, deren Testing lief damals nur holprig an. Da ich selber keinen Auslandsurlaub unternahm, gibt es von mir auch keine Bilder von gehetzten Touristen am Flughafen 😉

Nach dem Sommer hätte man hoffen können, dass die Schulen darauf vorbereitet worden wären, im Winter auf gescheite Lüftungsanlagen oder praxistaugliche Klassenteilungskonzepte hätten zurückgreifen können. Öffentlich taugliche Bilder hierzu habe ich leider auch nicht.

Im Winter selbst hätte es sich sicherlich angeboten, den touristischen Ansturm auf Winterberg zu knippsen. Jedoch: inmitten einer Pandemie fahre ich nicht auf eine Skipiste.

Ausblick

Und so kommt es, dass diese Fotoserie im Sommer endet. Ich hoffe, die Einblicke sind unterhaltsam oder in ein paar Jahren vielleicht sogar erhellend – wenn wir im Rückblick versuchen zu verstehen, was im Coronajahr 2020 alles hätte besser laufen können.

Mehr Fotos aus der Coronazeit finden sich im Coronaarchiv der Uni Hamburg.

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